Von Gele Niemeyer
Die Forschung staunt: Rote Bete ist ein wahres Wundergemüse für die Senkung des Blutdrucks und ein gesundes Herz. Wissenschaftliche Studien haben die positiven Effekte der roten Beete auf die Herzgesundheit und die Senkung des Blutdrucks jetzt bestätigt. Inhaltsstoffe in der roten Beete wirken besser als viele Medikamente. Eine Schlüsselrolle spielen dabei Nitrate und Betaine. Wie rote Beete den Blutdruck senken kann, und worauf Sie achten müssen, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Volkskrankheit hoher Blutdruck
Herzkrankheiten und hoher Blutdruck sind eine Volkskrankheit in der modernen Zeit und nicht der Normalzustand. Herzinfarkte sind sogar erst seit dem 19. Jahrhundert in der medizinischen Literatur bekannt. Stress, schlechte Ernährung, Nährstoffmängel und Umweltgifte verursachen chronische Entzündungen in den Gefäßen. Mit den Jahren werden die Gefäße dadurch immer unelastischer. Der Blutdruck steigt so schleichend, ohne dass sich Betroffene der Gefahr bewusst sind. Sobald sich ein Patient über seinen zu hohen Blutdruck bewusst ist, kommt auch die Angst vor einem Herzinfarkt und Herzkrankheiten hinzu. Die Angst wiederum ist zusätzlicher Stress, der das Gefäßsystem weiter verengt – ein Teufelskreis entsteht.
Glücklicherweise lässt sich dieser Teufelskreis durchbrechen. Rein mit natürlichen Mitteln und ein paar Veränderungen im Lebensstil. Der Körper ist sogar bis ins hohe Alter regenerationsfähig, wenn er die richtigen Bausteine bekommt. Ein besonders effektiver Baustein für die Herzgesundheit sind Nitratverbindungen aus der roten Beete. In einer Studie aus dem Jahr 2015¹ erhielten die Teilnehmer täglich 250 ml Saft aus der roten Beete, während die Teilnehmer der Kontrollgruppe nitratfreien roten Beete Saft bekamen. In der nitratfreien Gruppe blieb der Blutdruck gleich, während in der Gruppe mit dem vollwertigen rote Beete Saft der Blutdruck schon nach 4 Wochen um 3,8 mmHg (diastolisch) und 8,1 mmHg (systolisch) sank. Dieser Effekt der roten Beete auf den Blutdruck konnte in vielen weiteren Studien bestätigt werden.
Was ist der Blutdruck?
Der Blutdruck beschreibt den hydrostatischen Druck innerhalb der Blutgefäße. Er entsteht, wenn sich der Herzmuskel zusammen oder auseinander zieht und das Blut durch den Körper pumpt (1). Bei der Messung des Blutdrucks unterscheidet man zwischen dem systolischen und dem diastolischen Blutdruck. Beim systolischen Blutdruck misst man den Druck, der entsteht, wenn sich die linke Herzkammer zusammenzieht. Dabei wird sauerstoffreiches Blut durch den Körper gepumpt. Der diastolische Blutdruck beschreibt den verbliebenen Druck im Gefäß, wenn das Herz erschlafft. Er ist niedriger als der systolische Blutdruck (1,2).
Der Blutdruck wird in Millimeter pro Quecksilbersäule (mmHg) gemessen. Die Normalwerte liegen zwischen 120 bis 129 (systolisch) und 80-84 (diastolisch) mmHg (2,3). Ein optimaler Blutdruck liegt dabei unter 120 zu 80 mmHg und ein normaler bei 120 bis 129 zu 80 bis 84 mmHg. Werte zwischen 130 und 139, beziehungsweise 85 bis 89 mmHg gelten als hochnormal. Es liegt noch kein Bluthochdruck vor, die Werte sind aber auch nicht ideal (4).
Normalerweise wird der Blutdruck am Arm gemessen. Dabei handelt es sich um eine indirekte Messung. Es wird auf Herzhöhe gemessen, um einen Eindruck von den Druckverhältnissen am Herzen zu bekommen. Dabei gibt es viele potentielle Fehlerquellen, auf die man bei der Messung achten sollte: Platziert man die Manschette an unterschiedlichen Höhen am Arm, so verändern sich die Werte durch den unterschiedlichen hydraulischen Druck. Liegt die Manschette zu eng an, so erhält man zu hohe Werte. Bewegt man sich vor der Messung viel oder trinkt Kaffee, fallen die Werte ebenfalls zu hoch aus. Idealerweise kommt man fünf Minuten vor der Messung etwas zu Ruhe. Man setzt sich hinund atmet ruhig ein und aus, um die genausten Werte zu erhalten. Eine optimal verwertbare diagnostische Aussage über seinen Blutdruck bekommt man mit einer 24-Stunden Messung. Alternativ misst man auch mit etwas Übung regelmäßig selber zu Hause (4,5).
Beeinflusst wird der Blutdruck durch viele Faktoren. Dazu zählen die Ernährung, Bewegung, Alkoholkonsum und Stress. Dass der Blutdruck bei Aufregung und körperlicher Anstrengung steigt, ist ganz normal. Dieser Anstieg ist wichtig, damit die Muskeln mit zusätzlichem Sauerstoff versorgt werden (4,5). Ist der Blutdruck jedoch auch im Ruhezustand dauerhaft erhöht, ist dies ein potenzieller kardiovaskulärer Risikofaktor (6). Dabei betrachtet man Bluthochdruck als eine der Hauptursachen für Herzkreislauf-Erkrankungen. Außerdem begünstigt er darüber hinaus Nierenversagen, Vorhofflimmern, Herzklappeninsuffizienz, Demenz und Schlaganfälle (7).
Wie entsteht Bluthochdruck?
Von Bluthochdruck oder Hypertonie spricht man, wenn die Messwerte für den systolischen Blutdruck über 140 mmHg und/oder für den diastolischen über 90 mmHg liegen (3). Der Blutdruck wir dabei durch die Weite der Blutgefäße reguliert. Bei der Erweiterung der Gefäße senkt er sich und bei einer Verengung erhöht er sich. Durch Muskeln in den Gefäßwänden wird diese Bewegung reguliert. Die Gefäßmuskeln werden dabei von den Nerven des vegetativen Nervensystems gesteuert.
Beim Bluthochdruck unterscheidet man zwischen primärer (= essentieller) und sekundärer Hypertonie. Die primäre Hypertonie macht circa 90 Prozent aller Fälle aus. Sie ist dadurch definiert, dass es nicht die eine, klare Ursache gibt. Stattdessen kommen viele Faktoren zusammen wie Übergewicht, Rauchen und eine ungesunde Ernährung. Die seltenere sekundäre Hypertonie ist hingegen auf eine definierte Ursache zurückzuführen wie hormonelle Störungen, oder Nierenerkrankungen. Diese kann gegebenenfalls durch eine Behandlung der Ursache auch wieder weggehen (8,9).
Mit dem hohen Blutdruck kommen auch viele Folgeerkrankungen: Durch eine Artenerienverkalkung oder Arteriosklerose erhöht sich das Herzinfarkt- und Schlaganfall-Risiko. Fast jeder zweite Schlaganfall ist auf eine Hypertonie zurückzuführen. Patienten haben außerdem oft krankhafte Vergrößerungen oder Schwächen des Herzmuskels. Mit zunehmendem Alter steigt außerdem das Risiko für geistigen Abbau und Demenz (9).
Zu einem gewissen Maß kann man Hypertonie vorbeugen. Dabei sollte man sich gesund mit vielen Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten ernähren. Eine etablierte Möglichkeit hierzu ist die sogenannte DASH-Diät (= dietary approach to stop hypertension). Bei dieser Diät ernähren sich die Teilnehmer zum Großteil von Früchten, Gemüse und Milchprodukten mit geringem Fettgehalt. Zugleich verzichten sie auf Fett, Cholesterin, rotes Fleisch und zuckerhaltige Produkte (10). Ausreichend Sport ist ebenfalls sehr wichtig, da bei körperlicher Aktivität viel Blut durch den Körper gepumpt wird. Das trainiert die Blutgefäße und macht sie elastischer, was auf längere Zeit den Blutdruck senkt. Des Weiteren sollte man Übergewicht und einen erhöhten Alkoholkonsum vermeiden (11).
Konnte ein Bluthochdruck festgestellt werden, so ist der erste Schritt eine Lebensstilberatung mit gesunder Ernährung und Sport (11). Jedes abgenommene Kilo kann den Blutdruck um 1 bis 2 mmHg senken. Außerdem sollte der Kochsalzkonsum auf 4 bis 6 Gramm pro Tag reduziert werden (9). Genügen diese Maßnahmen nicht, wird zusätzlich eine medikamentöse Therapie begonnen (12). Typische Medikamente wie ACE-Hemmer senken den Blutdruck dabei, indem sie ein Enzym, welches gefäßverengend wirkt, hemmen (13,14).
Wie kann Rote Beete den Blutdruck senken?
Wenn es um die Herzgesundheit geht, so haben Rote Beete einige interessante Inhaltsstoffe, die sich positiv auf die Gefäße auswirken. Neben Vitamin C, Beta-Carotin und Folsäure beinhaltet die Knolle vor allem eine große Menge an Nitrat (15). Diese Stickstoffverbindung spielt eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Bluthochdruck und Störungen der Gefäßfunktion.
Die innere Schicht der Blutgefäße wird durch die Endothelzellen gebildet (8). Nimmt der Körper Nitrat auf, können diese Zellen durch das Enzym Stickstoffmonoxid Synthase (NOS) vermehrt Stickstoffmonoxid (NO) freisetzen. NO wiederum vermittelt eine Entspannung der Gefäßmuskeln und dadurch ein Absinken des Blutdrucks (16). Die Produktion von in Endothelzellen-hergestelltem NO spielt damit eine entscheidende Rolle in der Beibehaltung der normalen Gefäßfunktion (17).
Nahrungsnitrat für eine bessere NO-Bildung im Alltag
Mit dem Alter und einem ungesunden, zu Entzündungen neigenden Lebensstil geht jedoch die Aktivität der NOS stetig zurück. Dadurch nimmt das Risiko für Bluthochdruck und Herzerkrankungen zu. NO kann jedoch auch aus anorganischem Nitrat produziert werden. Dies gleicht die durch Altern oder oxidativen Stress rückläufige NOS-Aktivität aus und wirkt einer Hypertonie entgegen (18). Da Rote Beete einen hohen Nitratgehalt haben, kurbeln sie die NO-Produktion in den Endothel-Zellen an. Dadurch senken sie den Blutdruck. Dieser Effekt konnte in einer ganzen Reihe von klinischen Studien am Menschen gezeigt werden. Sogar mehrere Meta-Analysen, groß angelegte Übersichtsarbeiten, bestätigen den Blutdruck-senkenden Effekt der roten Beete (19,20).
Interessant ist auch, dass die Wirkung der roten Beete dabei offenbar nicht ausschließlich auf dem Nitratgehalt beruht. So konnten auch Studien mit speziellem, Nitrat-freiem Roe-Beete-Saft eine gewissen Blutdruck-senkende Wirkung zeigen. Andere Inhaltsstoffe wie der Farbstoff Betanin spielen demnach ebenfalls eine wichtige Rolle (21).
Betain gegen Homocystein und Betanin gegen oxidativen Stress
Auch das in Roten Beeten enthaltene Betain hat eine interessante Wirkungsweise im Hinblick auf die Gefäße: Es senkt den Homocystein-Spiegel. Homocystein ist ein Nebenprodukt des Aminosäure-Stoffwechsels. Erhöht sich der Gehalt im Körper, so nimmt das Risiko einer Arteriosklerose stark zu. Betain kann durch seine chemischen Eigenschaften den Homocystein-Spiegel senken und damit Arteriosklerose vorbeugen (22-24).
Einziges Manko der roten Beete: In frischer und in gewissem Maße auch gekochter Form enthält sie große Mengen an Oxalsäure. Diese Säure begünstigt die Entstehung von Nierensteinen. Diese sind nicht nur enorm schmerzhaft, sondern reduzieren auch die langfristige Nierenfunktion. Dadurch stehen sie wahrscheinlich auch mit Arteriosklerose und erhöhtem Blutdruck im Zusammenhang (25). Dieses Problem kann jedoch gelöst werden, indem man auf ein fermentiertes Saft-Konzentrat zurückgreift. Die enthaltenen Milchsäure-Bakterien sind dazu in der Lage, die Oxalsäure abzubauen (26). Dabei bleiben die relevanten Inhaltsstoffe der roten Beete erhalten, sodass man optimal vom gesundheitlichen Nutzen profitieren kann.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rote Beete dank ihres hohen Nitratgehalts einen blutdrucksenkenden Effekt haben. Das Nitrat kann in den Endothelzellen, welche die Innenseite der Blutgefäße überziehen, zu Stickstoffmonoxid umgesetzt werden. Dies verleitet die Muskeln dazu, sich zu entspannen und der Druck in den Gefäßen nimmt ab. Speziell fermentierte Saft-Konzentrate bieten oft den Vorteil eines hohen Nitrat-, Betain- und Betanin-Gehalts bei minimalen Oxalsäure-Werten.
Quellen
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