Rote Beete gelten als natürliche Blutdrucksenker und schützen Herz und Gefäße. Dank ihres hohen Nitratgehaltes weiten sie die Gefäße und verbessern den Blutfluss (21,22). Aber können sie auch Blutzucker und Blutfette senken? Und welchen Einfluss haben Blutzucker, Blutfette und Cholesterin wirklich auf die Herzgesundheit?

Der Blutzuckerspiegel

Als Blutzucker, oder auch Blutzuckerspiegel, bezeichnet man die Konzentration an Glukose im Blut. Es handelt sich hierbei um den zentralen Energielieferanten des Körpers. Die mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate werden im Darm gespalten und dann meist als Glukose ins Blut aufgenommen. Der Blutzuckerspiegel wird vor allem von den Hormonen Insulin und Glukagon reguliert, welche von der Bauchspeicheldrüse produziert werden. Steigt nach einer Mahlzeit die Glukose im Blut an, wird Insulin freigesetzt. Dieses Hormon ermöglicht den Transport der Glukose in die verschiedenen Zellen des Körpers. Liegt der Blutzuckerspiegel wieder im Normbereich, stoppt die Ausschüttung von Insulin. Um zu verhindern, dass der Blutzucker zu weit abfällt, setzt die Bauchspeicheldrüse Glukagon frei. Dieses Hormon fungiert als Gegenspieler zu Insulin und bedingt eine Freisetzung von Glukose ins Blut. Die Regulation des Blutzuckerspiegels ist wichtig für das chemische Gleichgewicht im Körper. Störungen der Hormonproduktion führen zu schwerwiegenden Erkrankungen (1). Das wohl bekannteste Krankheitsbild ist der Diabeetes mellitus. Hierbei ist entweder die Insulinproduktion zu gering (Typ 1), oder die Wirkung des Insulins ist durch Übergewicht und Bewegungsmangel vermindert (Typ 2) (2). Während Typ 1 genetisch bedingt ist und nicht familiär gehäuft vorkommt, wird Typ 2 primär durch den Lebenswandel ausgelöst. Er hat außerdem eine stärkere, familiäre Komponente (3). Das bedeutet, dass Personen mit bereits erkranklten Familienmitgliedern ganz besonders auf einen gesunden Lebenswandel achten sollten. Beide Typen können zu verschiedenen Folgeerkrankungen führen und sind daher in jedem Fall behandlungsbedürftig. Bei Diabeetes mellitus Typ 2 reicht meist die orale Medikamenteneinnahme (4). Bei Typ 1 ist hingegen in aller Regel das Spritzen von Insulin erforderlich (5). Es wurde jedoch auch gezeigt, dass man gegen Typ 2 Diabeetes mit einem gesunden Lebenswandel und Gewichtsreduktion schon viel erreichen kann. Bei entsprechend konsequentem Vorgehen kann der Blutzucker sogar wieder im Normalbereich liegen(6).

Die Blutfettwerte

Nicht nur Glukose wird aus der Nahrung aufgenommen, sondern auch Fette, beziehungsweise Lipide. Das normale Fett in der Nahrung wird als Triglyzerid bezeichnet. Darüber hinaus werden noch diverse andere, fettlösliche Moleküle zu den Lipiden gezählt. Der bekannteste Vertreter ist dabei das Cholesterin, welches sich in tierischen Lebensmitteln findet. Da alle Lipide fettlöslich sind, können sie im Blut nur eingeschlossen in sogenannte Lipoproteine transportiert werden. Deren Konzentration im Blut kann gemessen werden. Zu diesen sogenannten Blutfettwerten gehören das „schlechte” LDL-Cholesterin, das „gute” HDL-Cholesterin, das VLDL und der Triglyzeridwert (7, 8).

Zu hohe Werte werden durch einen ungesunden Lebenswandel begünstigt. Gerade erhöhte LDL-Cholesterin-Werte stehen wahrscheinlich mit der Entstehung von Arteriosklerose und Herzerkrankungen in Verbindung. Seltener treten erhöhte Werte gehäuft in Familien auf und sind damit genetisch bedingt. Häufig gibt es auch einen Zusammenhang zwischen Diabeetes mellitus Typ 2 und Fettstoffwechselstörungen. Die gute Nachricht: Durch eine gesunde Ernährung und Lebensweise können die Blutfettwerte deutlich gesenkt werden und sogar eine Medikamenteneinnahme gänzlich überflüssig machen (7, 8).

Normwerte: Ab wann ist es zu hoch?

Natürlich ist es gut zu wissen, welche Werte im Normbereich liegen und welche zu hoch sind. Der Blutzuckerspiegel wird zunächst nüchtern gemessen und sollte zwischen 60-95mg/dl oder 3,3-5,3mmol/L liegen (9). Die Idealwerte für das Gesamtcholesterin schwanken stark zwischen den Geschlechtern und Altersklassen. Generell lässt sich sagen, dass ein Gesamtwert unter 200mg/dl immer gut ist (10). Man unterscheidet weiterhin zwischen LDL (low density lipoprotein) und HDL (high density protein). Diese Proteine können das Cholesterin binden und transportieren. LDL transportiert es dabei von der Leber zu den Zielzellen, während HDL es umgekehrt zur Leber zurückbringt. Dort wird überschüssiges Cholesterin zu Gallensäure verarbeitet. Das LDL-Cholesterin wird oft als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet. Der Grund hierfür ist, dass es die Ablagerung von Cholesterin an den Arterienwänden als sogenannte Arteriosklerose begünstigt. Das „gute“ HDL-Cholesterin wiederum bindet das abgelagerte Cholesterin transportiert es wieder weg. Daher ist es erstrebenswert, einen möglichst niedrigen LDL-Wert (unter 115mg/dl) und einen möglichst hohen HDL-Wert (über 50mg/dl) zu erreichen (11, 12). Eine genauere Einschätzung der Werte muss in Abstimmung mit der Arztperson erfolgen.

Das metabolische Syndrom

Darstellung des metabolischen Syndroms mit vier gesundheitlichen Folgen

Oft treten Störungen des Blutzuckers und Fettstoffwechsels nicht alleine auf, sondern in Kombination mit Fetteinlagerungen am Bauch und erhöhten Blutdruck. Wenn das der Fall ist, spricht man vom metabolischen Syndrom. Auch eine verstärkte Blutgerinnung und Arterienverkalkung können hinzukommen. Diese Kombination begünstigt Erkrankungen von Herz und Gefäßen und tritt immer häufiger auf. Alleine in Deutschland ist etwa jede fünfte Person betroffen (14). Auslöser ist fast immer ein ungesunder Lebensstil mit wenig Bewegung und zu fettiger oder zuckerhaltiger Ernährungsweise. Man spricht in diesem Fall auch von Wohlstandserkrankungen (15). Je mehr Fettgewebe vorhanden ist, desto geringer ist dabei die Wirkung des Insulins. Dadurch wird die Glukose nicht mehr ausreichend aufgenommen und der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft erhöht. Erhöhte Blutzucker- und Blutfettwerte gemeinsam begünstigen dann besonders die Entstehung von Arteriosklerose und Bluthochdruck. Daraus können sich dann schwerwiegende Folgen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte entwickeln (16).

Kann Rote Beete Blutzucker und Cholesterin senken?

Die positive Wirkung von roter Beete auf das Herz-Kreislauf-System ist durch verschiedene Studien sehr gut belegt. Vor allem ihr hoher Nitratgehalt scheint hierfür verantwortlich zu sein. Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass sich diese Wirkung ebenfalls auf den Blutzucker und die Blutfettwerte erstreckt. So hat sich gezeigt, dass insbesondere die Polyphenole der roten Beete den Blutzucker nach einer Mahlzeit langsamer ansteigen lassen (17). Dadurch wird der Blutzuckerspiegel leichter wieder abgesenkt, was letztendlich zur Prävention eines Diabeetes mellitus Typ 2 beiträgt. Außerdem konnte man zumindest in einer Studie auch eine Wirkung auf die Blutfettwerte zeigen. So sank das Gesamtcholesterin der Probanden durch die Einnahme von Rote-Beete-Saft (19).

Ein weiterer, potentiell relevanter Inhaltsstoff der roten Beete ist der Ballaststoff Pektin. Dieser findet sich unter anderem auch in Äpfeln. Er wirkt positiv auf das Darmmikrobiom und könnte sogar die Zellen der Bauchspeicheldrüse bei Diabeetes schützen (18,20).

Pektin findet sich jedoch eher in frischer roter Beete als in Rote-Beete-Saft. Daher ist Rote Beete gerade für Diabetiker in frischer Form wahrscheinlich gesünder. Außerdem macht dieser Unterschied auch eine abschließende Bewertung der Studienlage nicht einfacher: Da in den meisten Arbeiten Rote-Beete-Saft zum Einsatz kam, konnte eine eventuelle Wirkung des Pektins gar nicht berücksichtigt werden.

Fazit

Die Studienlage ist derzeit noch zu dünn, um eine endgültige Aussage über die Wirkung von Roter Beete auf den Blutzuckerspiegel und die Blutfettwerte zu treffen. Nichtsdestotrotz gibt es zumindest Hinweise auf eine positive Wirkung. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass die gesunde Wirkung der roten Beete auf Herz und Blutdruck gut belegt ist. Berücksichtigt man den Zusammenhang zwischen Blutzucker und Blutfettwerten auf die Gefäßgesundheit, ergibt sich daraus mindestens ein indirekter Nutzen. Letztendlich ist ein Selbstversuch selten verkehrt und kann im Hinblick auf die aktuelle Studienlage durchaus empfohlen werden.

Quellen 

  1. Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FETeV), Insulin und Blutzuckerspiegel (abgerufen am 10.11.2022) https://fet-ev.eu/insulin-blutzuckerspiegel/ 
  2. Bundesministerium für Gesundheit, Diabeetes mellitus Typ 1 und Typ 2 (abgerufen am 10.11.2022) https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/praevention/gesundheitsgefahren/diabeetes.html#:~:text=Diabeetes%20mellitus%20(Zuckerkrankheit)%20ist%20ein,oder%20die%20Insulinwirkung%20vermindert%20ist
  3. Berná, G., Oliveras-López, M. J., Jurado-Ruíz, E., Tejedo, J., Bedoya, F., Soria, B., & Martín, F. (2014). Nutrigenetics and Nutrigenomics Insights into  Diabeetes Etiopathogenesis. Nutrients 2014, Vol. 6, Pages 5338-5369, 6(11), 5338–5369. https://doi.org/10.3390/NU6115338
  4. Kassenärztliche Bundesvereinigung, B. (2021). Träger: Nationale VersorgungsLeitlinie Typ-2-Diabeetes Leitlinienreport 2. Auflage, Version 1. https://doi.org/10.6101/AZQ/000476 
  5. Diabeetes Gesellschaft, D. (2018). S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabeetes, 2. Auflage. www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/057-013.html 
  6. Penn, L., White, M., Lindström, J., den Boer, A. T., Blaak, E., Eriksson, J. G., Feskens, E., Ilanne-Parikka, P., Keinänen-Kiukaanniemi, S. M., Walker, M., Mathers, J. C., Uusitupa, M., & Tuomilehto, J. (2013). Importance of weight loss maintenance and risk prediction in the prevention of type 2 diabeetes: analysis of European Diabeetes Prevention Study RCT. PloS One, 8(2). https://doi.org/10.1371/JOURNAL.PONE.0057143 
  7. Assmann-Stiftung für Prävention, Cholesterin & Triglyceride (abgerufen am 10.11.2022) https://www.assmann-stiftung.de/cholesterin-und-triglyceride/ 
  8. diabetologie-online, Diabeetes und Fettstoffwechselstörungen (abgerufen am 10.11.2022) https://www.diabetologie-online.de/a/fortbildung-diabeetes-und-fettstoffwechselstoerungen-1867483 
  9. Psychrembel online, Blutzucker (abgerufen am 10.11.2022) Pschyrembel Online | Blutzucker 
  10. Psychrembel online, Cholesterin (abgerufen am 10.11.2022) https://www.pschyrembel.de/cholesterin/K04TU/doc/ 
  11. Psychrembel online, HDL-Cholesterin (abgerufen am 21.11.2022) https://www.pschyrembel.de/HDL-Cholesterin/A07J0/doc/ 
  12. Psychrembel online, LDL-Cholesterin (abgerufen am 21.11.2022) https://www.pschyrembel.de/LDL-Cholesterin/A07J1/doc/ 
  13. Aerzteblatt.de, Bestimmung der Blutfettwerte: HDL und Gesamtcholesterin schwanken postprandial wenig (abgerufen am 10.11.2022) https://www.aerzteblatt.de/archiv/133645/Bestimmung-der-Blutfettwerte-HDL-und-Gesamtcholesterin-schwanken-postprandial-wenig#:~:text=Das%20Gesamtcholesterin%20und%20das%20HDL,20%20%25%20im%20Durchschnitt%20vergleichsweise%20gering
  14. Brönstrup, A., & Hauner, H. (n.d.). 7 Kohlenhydratzufuhr und Prävention des Metabolischen Syndroms. 
  15. Internisten im Netz, Was ist ein metabolisches Syndrom? (abgerufen am 10.11.2022) Was ist ein Metabolisches Syndrom? » Metabolisches Syndrom » Krankheiten » Internisten im Netz » (internisten-im-netz.de)
  16. Deutsche Herzstiftung, Der Schlaganfall kommt oft vom Herzen (abgerufen am 10.11.2022) https://www.herzstiftung.de/ihre-herzgesundheit/gesund-bleiben/schlaganfall 
  17. Wootton-Beard, P. C., Brandt, K., Fell, D., Warner, S., & Ryan, L. (2014). Effects of a beetroot juice with high neobetanin content on the early-phase insulin response in healthy volunteers. Journal of Nutritional Science, 3, e9. https://doi.org/10.1017/JNS.2014.7
  18. Hu, S., Kuwabara, R., Beukema, M., Ferrari, M., de Haan, B. J., Walvoort, M. T. C., de Vos, P., & Smink, A. M. (2020). Low methyl-esterified pectin protects pancreatic β-cells against diabeetes-induced oxidative and inflammatory stress via galectin-3. Carbohydrate Polymers, 249, 116863. https://doi.org/10.1016/J.CARBPOL.2020.116863  
  19. Singh, A., Verma, S. K., Singh, V. K., Nanjappa, C., Roopa, N., Raju, P. S., & Singh, S. N. (2015). Beetroot juice supplementation increases high density lipoprotein-cholesterol and reduces oxidative stress in physically active individuals. Journal of Pharmacy and Nutrition Sciences, 5(3), 179–185. https://doi.org/10.6000/1927-5951.2015.05.03.2
  20. Cronin, P., Joyce, S. A., O’toole, P. W., & O’connor, E. M. (2021). Dietary fibre modulates the gut microbiota. In Nutrients (Vol. 13, Issue 5). MDPI AG. https://doi.org/10.3390/nu13051655 
  21. Bonilla Ocampo, D. A., Paipilla, A. F., Marin, E., Vargas-Molina, S., Petro, J. L., & Perez-Idarraga, A. (2018). Dietary Nitrate from Beetroot Juice for Hypertension: A Systematic Review. Biomolecules, 8(4). https://doi.org/10.3390/biom8040134 
  22. Lara, J., Ashor, A. W., Oggioni, C., Ahluwalia, A., Mathers, J. C., & Siervo, M. (2016). Effects of inorganic nitrate and beetroot supplementation on endothelial function: a systematic review and meta-analysis. European Journal of Nutrition, 55(2), 451–459. https://doi.org/10.1007/s00394-015-0872-7