Die Rote Beete ist vor allem für ihre gesunde Wirkung auf Gefäße und Blutdruck bekannt (10,11). Dabei beeinflussen einige ihrer Inhaltsstoffe auch die Gesundheit eines ganz anderen Organs: Der Leber. Als zentrales Entgiftungsorgan ist sie an zahlreichen Körperfunktionen beteiligt. Erkrankungen der Leber können schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Könnte die Rote Beete zum Schutz dieses Organs beitragen?

Welche Funktionen erfüllt die Leber?

Als größte Drüse des Körpers ist die Leber das zentrale Stoffwechselorgan. Ihre Aufgaben sind vielfältig: Der Abbau von Nährstoffen und die Synthese zahlreicher Substanzen, die der Körper zum Funktionieren benötigt. Außerdem ist die Leber ein wichtiges Speicherorgan: Glukose in Form von Glykogen, fettlösliche Vitamine und Mineralien wie Eisen und Kupfer werden hier eingelagert. Eine weitere Funktion ist die Aufrechterhaltung der Konzentration des Blutzuckerspiegels.

Ebenso werden in der Leber Abfallstoffe wasserlöslich gemacht. Dadurch können diese Substanzen besser über die Nieren, oder das Gallensystem ausgeschieden werden. Die Leber erhält dabei Blut über die sogenannte Pfortader. Davon ausgehend wird sie in acht funktionelle Segmente mit jeweils eigenen Blutgefäßen unterteilt (1,2).

Bedeutung der Leber für die Gesundheit

Fast alle chronischen Erkrankungen der Leber führen im Endstadium zu einer sogenannten Leberzirrhose. Diese ist durch einen irreversiblen Umbau und eine Verhärtung der Leber gekennzeichnet. Dieser bindegewebigen Verhärtung gehen meist entzündliche Prozesse voran. Synthese- und Stoffwechselfunktionen laufen in diesem Fall nur noch eingeschränkt ab. Dadurch werden Abfallprodukte angehäuft und es kann zur schleichenden Vergiftung des Körpers kommen. Zugleich kommt es zu einer erhöhten Blutungsneigung und einer Zunahme des Blutdrucks im Venensystem der Leber. (3,4)

Die häufigste Ursache für eine Leberzirrhose in Deutschland ist die alkoholische Fettlebererkrankung (ALF). Im Anfangsstadium ist die ALF noch reversibel. Bei andauerndem Alkoholkonsum werden beim Abbau von Alkohol jedoch zunehmend Fettsäuren produziert. Diese lagern sich in der Leber in Form von Triglyceriden ab und führen zu einer chronischen Entzündungen. Seltener sind eine Virus-Hepatitis, oder parasitäre Infektionen Auslöser einer Leberzirrhose. (5,6)

Die Nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) geht meist aus einer Verfettung der Leber durch das metabolische Syndrom hervor. Dieses entwickelt sich durch eine zu kalorienreiche Ernährung und Bewegungsmangel. Es ist durch abdominelle Fettleibigkeit, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und eine Insulinresistenz, bzw. gestörte Glukosetoleranz gekennzeichnet. Weitere Gründe für die Erkrankung an NAFLD können Medikamente oder auch genetische Faktoren sein. (7)

Gallensteine können ebenfalls Lebererkrankungen auslösen. Die Leber ist durch die Gallengänge mit der Gallenblase und dem Darm verbunden. Die Gallenflüssigkeit enthält unter anderem Cholesterin und Bilirubin, ein Abbauprodukt von Hämoglobin. Steigt die Konzentration dieser gelösten Substanzen zu weit an, können sie als Feststoff ausfallen. Etwa 80 % der dabei entstehenden Gallensteine bestehen aus Cholesterinkristallen und gemischten Steinen. Die Symptome von Gallensteinen umfassen Übelkeit, Erbrechen und kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch, oftmals nach fettreichen Mahlzeiten. (8)

Wie beeinflusst Rote Beete die Lebergesundheit?

Darstellung wie Rote Beete den Blutdruck durch Nitrat, Betanin und Betain senken kann

Die Rote Beete besitzt zahlreiche bioaktive Inhaltsstoffe. Dabei scheinen Betanin, Betain und Nitrat die größte Bedeutung für die Lebergesundheit zu haben (9). Nitrat wird im Körper zu Stickstoffmonoxid umgewandelt. Dieser Botenstoff kann die Blutgefäße erweitern und dadurch den Blutdruck senken. Außerdem werden die Blutgefäße auf diesem Weg auch flexibler. Dadurch wird das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduziert (10,11).

Nitrat wirkt der Entstehung einer Fettleber entgegen

Der hohe Nitratgehalt der roten Beete trägt jedoch auch zum Erhalt der Leberfunktion bei. Im Tierversuch konnte durch die Gabe von Nitrat der Entstehung einer Fettleber erfolgreich entgegengewirkt werden (18). Außerdem konnte man die altersbedingte Abnahme der Leberfunktion verlangsamen (17). Grund für diese Wirkung könnte eine positive Beeinflussung von oxidativem Stress und metabolischen Prozessen durch Nitrat sein (19).

Neben Nitrat findet sich auch das verwandte Nitrit in der Nahrung. Vor allem letzteres stand lange im Verdacht, krebserregend zu sein (10,12,13). Für diesen Wirkung müssen diese Moleküle jedoch oxidativ umgewandelt werden. Da pflanzliche Nitratquellen wie Rote Beete jedoch hohe Konzentrationen an Antioxidantien enthalten, wird diese Umwandlung gehemmt (9,13).

Betanin wirkt als Antioxidans

Ebenfalls relevant für die Lebergesundheit ist der Pflanzenfarbstoff Betanin. Dieses natürliche Pigment wirkt zum einen direkt als Antioxidans und reduziert oxidativen Stress. Zugleich aktiviert Betanin aber auch die körpereigenen, antioxidativen Mechanismen ​(13)​. Dadurch kann es sogar die Wirkung durch reaktive Sauerstoffmoleküle an der DNA und Proteinen reduzieren ​(14)​.

Betanin senkt außerdem den Cholesterin- und Triglyceridspiegel im Blut. Diese sogenannten Blutfettwerte werden mit vielen Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht. Dabei sinkt hauptsächlich der negativ assoziierte LDL-Cholesterinspiegel. Der eher protektive HDL-Cholesterinspiegel wird nicht negativ beeinflusst ​(13)​. Außerdem kann die Einnahme von roter Beete zur Aufrechterhaltung eines gesunden Blutzuckerspiegels beitragen. Auf diese Weise wird auch dem metabolischen Syndrom als Auslöser der NAFLD entgegengewirkt.

Betain modifiziert die DNA

Eine weitere bioaktive Substanz, die in der roten Beete vorkommt, ist Betain. Hierbei handelt es sich trotz des ähnlichen Namens um eine gänzlich andere Substanz als Betanin ​(15)​. Sie wird im Menschen hauptsächlich in der Leber erzeugt und ist unter anderem an der Modifikation der DNA beteiligt. Dazu fungiert Betain als sogenannter Methylgruppen-Donator. Bei diesem Prozess liefert Betain chemisch betrachtet sogenannte Methylgruppen, die an die DNA binden können. Daten aus Tiermodellen für Lebererkrankungen deuten darauf hin, dass Betain auf diese Weise Lebererkrankungen entgegenwirkt ​(16)​.

Saft-Konzentrate für den therapeutischen Einsatz

Für einen gezielten Einsatz von roter Beete bei Lebererkrankungen bietet sich am ehesten ein Saft-Konzentrat an. Dieses lassen sich am einfachsten auf regelmäßiger Basis konsumieren und zeichnen sich oftmals durch einen niedrigeren Oxalat-Gehalt aus als andere Produkte aus der roten Beete. Diese natürlich in roter Beete vorkommende Substanz begünstigt die Entstehung von Nierensteinen (20). Hinzu kommt, dass sich mit einem hochwertigen Konzentrat am ehesten die notwendigen Wirkstoff-Mengen zuführen lassen. Um vom gesundheitlichen Nutzen der roten Beete für die Leber zu profitieren, sollten bei einem entsprechenden Produkt sowohl der Nitragehalt, als auch der Anteil an Betain und Betanin bekannt sein.

Fazit

Die Rote Beete enthält eine einzigartige, gesunde Kombination von Inhaltsstoffen. Gerade für die Lebergesundheit können der hohe Nitratgehalt, sowie das enthaltene Betain und Betanin ein sinnvoller Beitrag sein. Vor allem bei der NAFLD kann die Rote Beete sowohl der Lebererkrankung selber als auch dem metabolischen Syndrom entgegenwirken. Um potentielle Nebenwirkungen durch das enthaltene Oxalat zu vermeiden, sollte man Rote Beete kochen, oder besser gleich auf einen fermentierten Saft setzen. Auf diese Weise ist auch die regelmäßige Einnahme bedenkenlos möglich.

Quellen

  1. Schünke M, Schulte E, Schumacher U, Voll M, Wesker KH, editors. PROMETHEUS Innere Organe. Stuttgart: Georg Thieme Verlag KG; 2022.   
  2. Lippert H. Anatomie kompakt. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 1994. 
  3. DeLeve LD, Valla DC, Garcia-Tsao G. Vascular disorders of the liver. Hepatology. 2009 May;49(5):1729–64. 
  4. Riemann JF, Fischbach W, Galle PR, Mössner J, editors. Ätiologie und Risikofaktoren. In: Gastroenterologie in Klinik und Praxis. Stuttgart: Georg Thieme Verlag; 2008.  
  5. REHM J, TAYLOR B, MOHAPATRA S, IRVING H, BALIUNAS D, PATRA J, et al. Alcohol as a risk factor for liver cirrhosis: A systematic review and meta-analysis. Drug Alcohol Rev. 2010 Jan 18;29(4):437–45.
  6. Thursz M, Gual A, Lackner C, Mathurin P, Moreno C, Spahr L, et al. EASL Clinical Practice Guidelines: Management of alcohol-related liver disease. J Hepatol. 2018 Jul;69(1):154–81.
  7. Roeb E, Canbay A, Bantel H, Bojunga J, de Laffolie J, Demir M, et al. Aktualisierte S2k-Leitlinie nicht-alkoholische Fettlebererkrankung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) – April 2022 – AWMF-Registernummer: 021–025. Z Gastroenterol. 2022 Sep 13;60(09):1346–421.   
  8. Gutt C, Jenssen C, Barreiros AP, Götze TO, Stokes CS, Jansen PL, et al. Updated S3-Guideline for Prophylaxis, Diagnosis and Treatment of GallstonesGerman Society for Digestive and Metabolic Diseases (DGVS) and German Society for Surgery of the Alimentary Tract (DGAV): AWMF Registry 021/008. Vol. 56, Zeitschrift fur Gastroenterologie. Georg Thieme Verlag; 2018. p. 912–66.  
  9. Chen L, Zhu Y, Hu Z, Wu S, Jin C. Beetroot as a functional food with huge health benefits: Antioxidant, antitumor, physical function, and chronic metabolomics activity. Vol. 9, Food Science and Nutrition. John Wiley and Sons Inc; 2021. p. 6406–20.   
  10. Lara J, Ashor AW, Oggioni C, Ahluwalia A, Mathers JC, Siervo M. Effects of inorganic nitrate and beetroot supplementation on endothelial function: a systematic review and meta-analysis. Eur J Nutr. 2016 Mar 1;55(2):451–9.   
  11. Benjamim CJR, Porto AA, Valenti VE, Sobrinho AC da S, Garner DM, Gualano B, et al. Nitrate Derived From Beetroot Juice Lowers Blood Pressure in Patients With Arterial Hypertension: A Systematic Review and Meta-Analysis. Vol. 9, Frontiers in Nutrition. Frontiers Media S.A.; 2022. 
  12. Veena S, Rashmi S. A review on mechanism of nitrosamine formation, metabolism and toxicity in in vivo. International Journal of Toxicological and Pharmacological Research. 2014 Jan 1;6:86–96.
  13. Milton-Laskibar I, Alfredo Martínez J, Portillo MP. Current knowledge on beetroot bioactive compounds: Role of nitrate and betalains in health and disease. Vol. 10, Foods. MDPI AG; 2021. 
  14. Brandes R, Lang F, Schmidt Hrsg RF. Physiologie des Menschen.   
  15. Zeisel SH, Mar MH, Howe JC, Holden JM. Concentrations of Choline-Containing Compounds and Betaine in Common Foods. J Nutr. 2003 May 1;133(5):1302–7.
  16. Day CR, Kempson SA. Betaine chemistry, roles, and potential use in liver disease. Biochimica et Biophysica Acta (BBA) – General Subjects. 2016 Jun;1860(6):1098–106. 
  17. Wang, H., Hu, L., Li, L., Wu, X., Fan, Z., Zhang, C., Wang, J., Jia, J., & Wang, S. (2018). Inorganic nitrate alleviates the senescence-related decline in liver function. Science China. Life Sciences, 61(1), 24–34.  
  18. Liu, Y., Croft, K. D., Caparros-Martin, J., O’Gara, F., Mori, T. A., & Ward, N. C. (2021). Beneficial effects of inorganic nitrate in non-alcoholic fatty liver disease. Archives of Biochemistry and Biophysics, 711, 109032. 
  19. Cordero-Herrera, I., Kozyra, M., Zhuge, Z., McCann Haworth, S., Moretti, C., Peleli, M., Caldeira-Dias, M., Jahandideh, A., Huirong, H., Cruz, J. de C., Kleschyov, A. L., Montenegro, M. F., Ingelman-Sundberg, M., Weitzberg, E., Lundberg, J. O., & Carlstrom, M. (2019). AMP-activated protein kinase activation and NADPH oxidase inhibition by inorganic  nitrate and nitrite prevent liver steatosis. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 116(1), 217–226. 
  20. Mitchell, T., Kumar, P., Reddy, T., Wood, K. D., Knight, J., Assimos, D. G., & Holmes, R. P. (2019). Dietary oxalate and kidney stone formation. American Journal of Physiology. Renal Physiology, 316(3), F409–F413. https://doi.org/10.1152/ajprenal.00373.2018