In der heutigen Zeit, in der die Gesundheit eine zentrale Rolle spielt, suchen viele Menschen nach Nahrungsmitteln für ihr Wohlbefinden. Rote Beete ist ein Lebensmittel, dem sowohl positive als auch negative Aspekte für die Gesundheit zugesprochen werden. Im Internet finden sich widersprüchliche Informationen über dieses Gemüse. Einerseits wird es als äußerst gesund und nährstoffreich angepriesen, andererseits wird vor möglichen Risiken gewarnt. Diese gegenläufigen Behauptungen werfen die wichtige Frage auf: Ist Rote Beete gefährlich? Oder ist sie eine gesunde Bereicherung unserer Ernährung? In diesem Artikel wird diese Thematik einmal kritisch beleuchtet und Vor- und Nachteile von roter Beete verglichen.
Was macht rote Beete gesund?
Rote Beete ist ein vielseitiges Gemüse, das nicht nur in verschiedensten Gerichten Verwendung findet: Die rote Knolle kann auch mit einer beeindruckenden Liste von gesundheitlichen Vorteilen punkten:
Rote Beete ist reich an Nährstoffen, die für unsere Gesundheit von großer Bedeutung sind. Ein Hauptbestandteil ist Nitrat, das im Körper in Stickstoffmonoxid (NO) umgewandelt wird. NO ist ein Molekül, das die Blutgefäße erweitert und so die Durchblutung fördert. Ebenfalls in Roter Beete enthalten ist Betain, ein Stoff, welcher entzündungshemmende Eigenschaften aufweist. Zusätzlich soll Betain auch die Leberfunktion unterstützen. Das enthaltene Betanin ist zudem verantwortlich für die charakteristische rote Farbe des Gemüses. Diesem Pigment werden unter anderem antioxidative Eigenschaften zugeschrieben (1).
Die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Roten Beete zeigen sich besonders im Bereich der Herzgesundheit. Das in Roter Beete enthaltene Nitrat trägt dazu bei, den Blutdruck zu senken und die Durchblutung zu verbessern. Dadurch wird das Risiko von Herzkrankheiten reduziert. Ein gesundes Herz-Kreislauf-System ist essenziell für unsere allgemeine Gesundheit, und Rote Beete kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten (2,3,4).
Warum könnten rote Beete gefährlich sein?
Obwohl Rote Beete viele gesundheitliche Vorteile bietet, gibt es auch einige Bedenken, die im Zusammenhang mit ihrem Verzehr aufkommen. Ein Hauptproblem ist vor allem ein hoher Gehalt an Oxalsäure, aber auch das enthaltene Nitrat.
Nitrat an sich gilt mittlerweile eher als protektiv und nicht als gesundheitsschädlich. Es kann jedoch im Verdauungstrakt zu Nitrit umgewandelt werden. Dies hat in der Vergangenheit Bedenken hinsichtlich einer potenziell krebserregenden Wirkung aufkommen lassen. Ebenso enthalten Rote Beete einen hohen Oxalsäure-Gehalt. Diese natürlich in Pflanzen vorkommende Substanz wird mit Nierensteinen in Verbindung gebracht (5).
Die Theorie, dass Nitrat im Magen zu krebserregenden Nitrosaminen umgewandelt werden könnte, hat in der Vergangenheit viel Aufmerksamkeit erregt. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass epidemiologische Studien bisher hauptsächlich den Verzehr von verarbeitetem Fleisch in Verbindung mit einem erhöhten Krebsrisiko gebracht haben. Bei diesem kommt Nitrat als Zusatzstoff zum Einsatz. Interessanterweise deuten Studien jedoch darauf hin, dass nitratreiches Gemüse wie Rote Beete das Krebsrisiko eher senkt.
Ein Schlüsselaspekt scheinen dabei die in Roter Beete enthaltenen Antioxidantien zu sein. Diese Antioxidantien verhindern die Umwandlung von Nitrat in Nitrit im Magen. Dadurch wird das potenzielle Risiko der Bildung von krebserregenden Nitrosaminen reduziert. Innerhalb einer ausgewogenen Ernährung und in normalem Maße spricht daher aktuell nichts für eine krebserregende Wirkung von roter Beete (6).
Nitrat und Methämoglobinämie bei Kindern: Eine wichtige Warnung
Methämoglobinämie ist ein medizinischer Zustand, bei dem ein ungewöhnlich hoher Anteil von Methämoglobin im Blut vorhanden ist. Methämoglobin ist eine Form von Hämoglobin, die nicht in der Lage ist, Sauerstoff effektiv zu transportieren. Diese Störung kann durch die Aufnahme von Nitrat verursacht werden, da Nitrat im Körper zu Nitrit umgewandelt wird. Dieses fördert wiederum die Umwandlung von Hämoglobin zu Methämoglobin.
Während diese Umwandlung bei Erwachsenen keine Rolle zu spielen scheint, kann sie für Kinder zum Problem werden. Der Grund dafür ist, dass der Magen von Säuglingen und Kleinkindern weniger sauer ist als der von Erwachsenen. Dies erleichtert die Umwandlung von Nitrat in Nitrit und erhöht somit das Risiko für Methämoglobinämie. Daher ist es wichtig, bei der Aufnahme von nitratreichen Lebensmitteln in die Ernährung von Kleinkindern äußerst vorsichtig zu sein. Auch wenn der gelegentliche Verzehr wahrscheinlich kein Problem ist, sollten Kinder unter einem Jahr kein nitratreiches Gemüse bekommen (7,8).
Oxalat, Nierensteine und Oxalat-Nephropathie
Oxalate sind natürliche Verbindungen, die in vielen Lebensmitteln vorkommen. Im Körper können sie als sogenannte Oxalatkristalle ausfallen, welche wiederum Nierensteine verursachen. Zu den Oxalat-reichen Lebensmitteln zähle unter anderem grünes Blattgemüse, Rhabarber und rote Beete. Vorsicht ist vor allem beim Rohverzehr geboten. Durch das Kochen wird der Oxalatgehalt reduziert, was eine sicherere Option darstellt. Noch effektiver ist die Fermentation, da bestimmte Milchsäurebakterien in fermentierten Lebensmitteln dazu beitragen, Oxalate abzubauen. Daher ist es ratsam, oxalatreiche Lebensmittel zu kochen oder zu fermentieren, um das Risiko auf Nierensteine zu minimieren (5,9).
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass rote Beete für die meisten Menschen ein äußerst gesundes Lebensmittel ist. Bedenken, die in der Vergangenheit insbesondere im Zusammenhang mit Krebs geäußert wurden, sind wahrscheinlich unbegründet. Rote Beete bietet eine Fülle von Nährstoffen und Antioxidantien, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken.
Allerdings sollten Kleinkinder und Menschen, die anfällig für Nierensteine sind, vorsichtig sein. Speziell Kleinkinder sollten zumindest nicht regelmäßig nitratreiches Gemüse essen. Wenn der pH-Wert im Magen sich nach etwa einem Jahr dem eines Erwachsenen annähert, besteht nach aktuellem Kenntnisstand kein Risiko mehr.
Der Oxalatgehalt in roter Beete erhöht außerdem das Risiko für Nierensteine. In diesen Fällen ist der Verzehr von fermentierter roter Beete eine bessere Option. Die darin enthaltenen Milchsäurebakterien tragen dazu bei, Oxalate abzubauen und das Nierensteinrisiko zu reduzieren.
Im Großen und Ganzen bereichert der Verzehr von roter Beete eine gesunde Ernährung. Es ist jedoch wichtig, individuelle gesundheitliche Bedürfnisse und Risiken zu berücksichtigen, um die bestmöglichen Entscheidungen für die eigene Gesundheit zu treffen.
Quellen
- Milton-Laskibar I, Martínez JA, Portillo MP. Current Knowledge on Beetroot Bioactive Compounds: Role of Nitrate and Betalains in Health and Disease. Foods. 2021 Jun 7;10(6):1314. doi: 10.3390/foods10061314. PMID: 34200431; PMCID: PMC8229785.
- Rote Bete: Superfood in hoher Qualität (zentrum-der-gesundheit.de) (20.10.2023)
- Rote Bete: Superfood für Herz und Gefäße (carstens-stiftung.de) (20.10.2023)
- Rote Bete-Saft Blutdruck | Herzstiftung (20.10.2023)
- Rote Bete – diese Knollen können mehr (rlp.de) (21.10.2023)
- Kotopoulou, S., Zampelas, A., & Magriplis, E. (2022). Dietary nitrate and nitrite and human health: a narrative review by intake source. Nutrition Reviews, 80(4), 762–773. https://doi.org/10.1093/nutrit/nuab113
- Methämoglobinämie – E-Learning mit Lecturio (21.10.2023)
- Wikoff, D. S., C, T., J, R., G, C., S, F., & C, D. (2018). Benefit-risk analysis for foods (BRAFO): Evaluation of exposure to dietary nitrates. Food and Chemical Toxicology : An International Journal Published for the British Industrial Biological Research Association, 120, 709–723. https://doi.org/10.1016/j.fct.2018.08.031
- Sichere Verwendung von roter Beete | rote-beete.info (21.10.2023)