Von Gele Niemeyer

Rote Beete gelten zu Recht als gesundes Gemüse. Sie senken das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und reduzieren erhöhten Blutdruck (3). Doch auch wenn die meisten Menschen von roter Beete profitieren können, gibt es einige Personengruppen, die hier vorsichtig sein sollten. 

Rote Beete gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächs (1) und kommen ursprünglich aus dem Mittelmeerraum (2). Dank ihrer Inhaltsstoffe wie Vitamin C, Beta-Carotin, Folsäure, Betain und Nitrat ist die Knolle ein gesundheitlich interessantes Nahrungsmittel (3). Vor Allem für Menschen, die mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu kämpfen haben, kann der hohe Nitrat-Gehalt von Roten Beeten die Gefäßfunktion positiv beeinflussen. Dadurch sinkt das Risiko kardiovaskulärer Krankheiten (4). Neben all diesen gesunden Inhaltsstoffen birgt der regelmäßige Verzehr jedoch auch gewisse, wenn auch geringe, Risiken. Demnach beinhaltet Rote Beete eine große Menge an Oxalsäure, nämlich 180 mg pro 100 g. Diese kann unter gewissen Umständen zu Nierensteinen führen. Oxalsäure-reiche Lebensmittel behindern außerdem die Eisen- und Kalzium-Aufnahme. Bei Menschen mit Mangelerscheinungen wird das schnell zum Problem (5). Des Weiteren wird aus dem enthaltenen Nitrat bei falscher Zubereitung das krebserregende Nitrosamin (3).   

Nierensteine durch Oxalsäure 

Oxalsäure, oder Oxalat ist eine in der Natur weit verbreitete Substanz. Sie kommt in Tieren, Pflanzen und anderen Organismen vor. Teilweise liegt sie als freie Säure vor, meist aber in Verbindungen mit beispielsweise Kalzium (6). Oxalsäure wird durch die Nahrung aufgenommen, oder entsteht als Nebenprodukt des Stoffwechsels von Amino- und Ascorbinsäuren. Oxalsäure wird dann schädlich für den Körper, wenn sie Komplexe mit Kalzium bildet. Eine hohe Konzentration der entstehenden Kalzium-Oxalat-Komplexe führt unter anderem zu Nierensteinen (7). 

Nierensteine sind mineralische Ablagerungen in den Hohlräumen der Niere (8). Sie bestehen aus kristallisierten und organischen Stoffen und entstehen, wenn der Urin mit diesen Bestandteilen übersättigt ist. Die meisten Nierensteine bestehen dabei aus dem bereits erwähnte Kalzium-Oxalat (9).  

Die Hauptursachen für Nierensteine finden sich in der Ernährung: Das Risiko für Nierensteine steigt mit einer erhöhten Zufuhr und dadurch Harnausscheidung von Kalzium, Oxalaten und Harnsäure. Umgekehrt können jedoch auch bestimmte Substanzen im Urin der Steinbildung entgegenwirken. Dazu zählen Zitrate, Magnesium, Kalium und andere organische Substanzen. 

Wer zu Nierensteinen neigt, sollte demnach seinen Fleischkonsum und Nahrungsmittel mit einem hohen Oxalsäure-Gehalt reduzieren. Das betrifft unter anderem Spinat, Rhabarber und Rote Beete. Früchte und Gemüse mit hohem Zitrat-, Magnesium- und Kalium-Anteil haben hingegen einen positiven Effekt (9). 

Lebensmittel Oxalsäure-Gehalt (mg/100g) 
Spinat  400-900 
Rhabarber  260-1235 
Rote Beete 76-675 
Kakao-Pulver 170-623 
Mandeln 431-490 
Weizenkleie 457 
Überblick einiger besonders Oxalsäure-reicher Lebensmittel (18

Der wichtigste Faktor ist jedoch die Flüssigkeitsaufnahme. Für je 200 Milliliter Flüssigkeit am Tag, verringert sich das Risiko schon um 13 Prozent! Verschiedene wasserlösliche Bestandteile aus der Nahrung werden mit dem Urin ausgeschieden. Die Flüssigkeitszufuhr nimmt so Einfluss auf die Konzentration dieser lithogenen (zur Bildung von Steinen führenden) Substanzen im Urin. Je weniger Flüssigkeit also aufgenommen wird, desto höher das Risiko an Nierensteinen zu erkranken (10). 

Gestörte Calciumaufnahme bei Osteoporose 

Oxalsäure bildet Komplexe mit Mineralien wie Kalzium, Eisen und Magnesium. Dadurch verringert sich die Bioverfügbarkeit dieser für den Körper wichtigen Mineralstoffe aus der Nahrung (1). Die Bioverfügbarkeit gibt dabei an, in welchem Umfang ein Stoff nach Einnahme im Körper zur Verfügung steht. Die verminderte Kalzium-Verfügbarkeit durch Oxalsäure wird besonders im Alter zu einem Problem. Mit zunehmendem Alter steigt nämlich das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Diese Krankheit beschreibt eine abnehmende Knochendichte im Zusammenhang mit mangelhaften Reparaturmechanismen. Als Folge kommt es zu vermehrten Knochenbrüchen aufgrund einer schwachen Knochensubstanz. Da Kalzium ein wichtiger Bestandteil der Knochen ist, kann die durch Oxalsäure verminderte Aufnahme von Kalzium dieses Krankheitsbild zusätzlich verstärken (12). 

Da frische Rote Beete im Vergleich zu anderen Gemüsesorten einen relativ hohen Oxalsäure-Gehalt aufweisen, sollten ältere und zu Osteoporose-neigende Menschen, hier etwas Vorsicht walten lassen (13). Frische Rote Beete enthalten am meisten Oxalsäure. Durch das Kochen der Knolle gehen schon 30 bis 87 Prozent der Säure verloren (14). Ein weiterer Weg, um den Oxalsäure-Gehalt sehr effektiv zu reduzieren, ist die Fermentation mit Milchsäurebakterien. Die Bakterien sind nämlich in der Lage, die Oxalsäure abzubauen (15). Bestimmte Säfte und speziell Rote-Beete-Saft-Konzentrate werden auf diese Weise hergestellt. Diese sind dadurch nahezu frei von Oxalsäure. 

Schwangere, Kinder und Kleinkinder  

Auch Kleinkinder und vor allem Säuglinge sollten besser auf Rote Beete verzichten. Durch den hohen Nitrat-Gehalt in der Knolle, der für Erwachsene gesund und gut verträglich ist, kann der Verzehr in diesem Alter zu einer sogenannten Methämoglobinämie führen (16). Dabei handelt es sich um die funktionsunfähige Form des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Dieses kann als Methämoglobin keinen Sauerstoff mehr durch den Körper transportieren. Bei einer erhöhten Konzentration des Methämoglobins im Blut führt dies zu einem Sauerstoffmangel und vorzeitigem Abbau der roten Blutkörperchen. Säuglinge sind besonders betroffen, da sie das Methämoglobin nicht so schnell wie Erwachsene in die sauerstoff-transportierende Form umwandeln können (16). Ältere Kinder von mehreren Jahren können Rote Beete aber problemlos verzehren. 

Im Fall von Schwangeren besteht zumindest ein theoretisches Risiko. Auch hier könnte eine Methämoglobinämie beim ungeborenen Kind auftreten. Obwohl es auch umgekehrt potentiell positive Wirkungen von Rote Beete in der Schwangerschaft gibt, sollte man hier besser vorsichtig sein (17). 

Fazit  

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rote Beete dank seiner vielen gesundheitsfördernden Effekte ein großartiges Nahrungsmittel ist. Durch seinen hohen Nitrat-Gehalt sollten allerdings vor allem Schwangere und Kleinkinder bei der Einnahme vorsichtiger sein. Die große Menge an Oxalsäure in der Knolle kann außerdem gefährlich für Osteoporose-Patienten werden. Menschen mit Nierensteinen sollten die Rübe ebenfalls nur mit Bedacht konsumieren. In beiden Fällen bietet Rote-Beete-Saft jedoch eine gute Alternative. Durch das Erhitzen und die Fermentation mit Milchsäure-Bakterien kann der Oxalsäure-Gehalt minimiert werden. So ist es auch Menschen, die sonst auf Rote Beete verzichten müssten, möglich, von ihrem gesundheitlichen Potential zu profitieren. 

Quellen 

  1. Wissenschaftliche Namen von Beta vulgaris bei MMPND M.M.P.N.D. – Sorting Beta names (unimelb.edu.au) 
  2. Rote Bete (Beta vulgaris ssp. vulgaris var. conditiva) | Pflanzen-lexikon.com (26.11.2022) 
  3. Hack, D. 2016, Rote Bete: Superfood für Herz und Gefäße. Carstens-Stiftung Rote Bete: Superfood für Herz und Gefäße (carstens-stiftung.de) (26.11.2022)  
  4. Clifford, T., Howatson, G., West, D. J., & Stevenson, E. J. (2015). The potential benefits of red beetroot supplementation in health and disease. In Nutrients (Vol. 7, Issue 4, pp. 2801–2822). MDPI AG. https://doi.org/10.3390/nu7042801Nutrients | Free Full-Text | The Potential Benefits of Red Beetroot Supplementation in Health and Disease | HTML (mdpi.com)
  5. Rote Bete – diese Knollen können mehr (rlp.de) (27.11.2022) 
  6. ÇALIŞKAN, MAHMUT (2000) „The Metabolism of Oxalic Acid,“ Turkish Journal of Zoology: Vol. 24: No. 1, Article 12. Available at: https://journals.tubitak.gov.tr/zoology/vol24/iss1/12 „The Metabolism of Oxalic Acid“ by MAHMUT ÇALIŞKAN (tubitak.gov.tr) 
  7. Stewart Robertson, Daniel. „The function of oxalic acid in the human metabolism“ Clinical Chemistry and Laboratory Medicine, vol. 49, no. 9, 2011, pp. 1405-1412. https://doi.org/10.1515/CCLM.2011.238 The function of oxalic acid in the human metabolism (degruyter.com)
  8. Nierenkelch – DocCheck Flexikon (3.12.2022) 
  9. Khan, S. R., Pearle, M. S., Robertson, W. G., Gambaro, G., Canales, B. K., Doizi, S., Traxer, O., & Tiselius, H. G. (2016). Kidney stones. Nature Reviews Disease Primers, 2. https://doi.org/10.1038/nrdp.2016.8 Kidney stones (nih.gov)
  10. Ferraro PM, Bargagli M, Trinchieri A, Gambaro G. Risk of Kidney Stones: Influence of Dietary Factors, Dietary Patterns, and Vegetarian-Vegan Diets. Nutrients. 2020 Mar 15;12(3):779. doi: 10.3390/nu12030779. PMID: 32183500; PMCID: PMC7146511. 
  11. Weiß, C. (2009) Oxalsäure. Ernährungs Umschau Layout 1 (ernaehrungs-umschau.de) 
  12. Jakob, F., Seefried, L. & Schwab, M. Alter und Osteoporose. Internist 55, 755–761 (2014). https://doi.org/10.1007/s00108-014-3468-z 
  13. Chai W, Liebman M. Effect of different cooking methods on vegetable oxalate content. J Agric Food Chem. 2005 Apr 20;53(8):3027-30. doi: 10.1021/jf048128d. PMID: 15826055.  
  14. P. M. Hölscher, J. Natzschka (1964) Methämoglobinämie bei jungen Säuglingen durch nitrithaltigen Spinat. DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift, Georg Thieme Verlag KG Thieme E-Journals – DMW – Deutsche Medizinische Wochenschrift / Abstract (thieme-connect.com) 
  15. Petrova P, Arsov A, Tsvetanova F, Parvanova-Mancheva T, Vasileva E, Tsigoriyna L, Petrov K. The Complex Role of Lactic Acid Bacteria in Food Detoxification. Nutrients. 2022 May 12;14(10):2038. doi: 10.3390/nu14102038. PMID: 35631179; PMCID: PMC9147554. 
  16. Fleck, C. (2020) Methämoglobinämi. Pschyrembel online Pschyrembel Online | Methämoglobinämie 
  17. Bahadoran, Z., Mirmiran, P., Azizi, F., & Ghasemi, A. (2018). Nitrate-rich dietary supplementation during pregnancy: The pros and cons. Pregnancy Hypertension, 11, 44–46. https://doi.org/10.1016/j.preghy.2017.12.010  
  18. Massey, L. K. (2007). Food oxalate: factors affecting measurement, biological variation, and  bioavailability. Journal of the American Dietetic Association, 107(7), 1191–1196. https://doi.org/10.1016/j.jada.2007.04.007